jeudi 2 juillet 2020

Die Post-its von Alicia

  Hallo Leute ! Ich habe meine Leidenschaft für das Schreiben während der Ausgangssperre verwirklicht und habe diese Nachricht geschrieben, die ich mit euch teilen möchte. 
Viel Spaß beim Lesen ! 
Emma


   Alicia. Dieses Mädchen verfolgt mich. Ich weiß nicht warum. Ich kann ihren Gang nicht vergessen. Ich erinnere mich immer wieder daran, wir sie ihre Hand durch ihr Haar streicht, wenn sie denkt, sich ihre Nase kneift, wenn sie wütend ist. Jeoch wird ihr Gesicht immer verschwommener in meinen Gedanken.

   Zwei Monate. Schon zwei Monate getrennt, wegen Kleinigkeiten. Aber sie hat ihr Leben schon neu begonnen. Sie hängt oft mit diesem Mann rum, in ihrer Gruppe von Freunden. Nathan, glaube ich. Neulich waren sie im Kino und er nahm ihre Hand. Woher weiß ich das? Ich saß zwei Reihen dahinter. Oh, sie hat ihn noch nicht geküsst und das wird nicht passieren, denn vorher wird sie mich sehen. Sie wird mich anschauen, ihre Augen in meine tauchen und ich könnte ihre Gesichtskonturen wieder auswendig lernen, anstatt die ihres Rückens. Und die Konturen der Hand, die gerade da ist. Ich halte mich bereit, wenn er sich zu ihr beugt. Nein, er verabschiedet sich nur.
   Alicia überquert die Straße. Sie schaut nach rechts, nach links und wieder nach rechts. Wie immer. Diesmal wird sie mich sehen ! Ihr Blick geht an mir vorbei, wie an einem Schatten, der ich in ihrem Leben bin. Ich bin zu weit weg, um ihr Gesicht zu sehen. Wie immer. Aber ich traue mich nicht, ihr näher zu kommen. Was würde ich sie sagen ? Ich liebe dich und es tut mir leid ? Das ist nicht wahr. Es ist ein bisschen mehr als das. Viel mehr. Alicia ist meine Seelenverwandte. Drei Schritte, und ich verliere sie aus den Augen. Das ist nicht schlimm. Ich weiß, wohin sie geht. Wie immer.
   Ich kenne alle ihre kleinen Angewohnheiten. Am Morgen gibt sie Milch in ihren Tee, den sie lauwarm trinkt, weil sie ihn immer in letzter Minute zu sich nimmt. Auf dem Kühlschrank, wo die anderen Leute Fotos oder Zeichnungen haben, hat Alicia Post-its. Kleine gelbe Quadrate, überall, um nichts zu vergessen. Heute bin ich in ihrer Wohnung und sie ist zur Arbeit gegangen.
  Meine Alicia ist Violinistin im Konservatorium. Ich mache mir keine Sorgen um sie, ich weiß, dass ihre Freundin Julie am Eingang wartet.     Auf Alicias Post-its steht nie mein Vorname. Ich weiß, weil sie mich nie vergisst. Ich schaute auf das Sofa, war nicht überrascht, eine Partitur zu finden. Sie spielte die ganze Nacht, ich sah sie an. Sie schlief auf der Couch. Neben der Partitur liegt das Buch, das sie vor zwei Tagen zu Ende gelesen hat, aber noch nicht zurück in die Bibliothek gebracht hat. Darauf befindet sich ein kleines gelbes Quadrat : zurückbringen. Ich lächele. Ich könnte den ganzen Tag in ihrer Wohnung verbringen, aber sie kommt bald zum Essen nach Hause. Es ist Mittwoch und ich will nicht, dass sie mir hier begegnet. Ein letztes Mal atme ich den Geruch dieser Wohnung ein. Ihrer Wohnung. Unserer, vor unserem Streit
     Es ist 12.30 Uhr. Ich muss mich beeilen. Ich gehe raus, ohne zu vergessen, die Tür zu schließen. Ich gehe alle drei Etagen hinunter und finde die hektischen Straßen von Paris in voller Aufruhr wieder. Ich stecke meine Hände in die Taschen und ziehe meine Kapuze runter. Ich will ihr beim Essen zusehen, also muss ich ins Gebäude gegenüber gehen. Ich will nicht in ihre Privatsphäre eindringen.
    Ich warte auf grünes Licht, um die Straße zu überquerung, auch wenn kein Auto kommt. Das tut sie auch. Da ist sie übrigens. Ihr Anblick lässt mich wieder lächeln. Sie sieht so gut aus. Ihr Gang gibt mir Lust, sie in meine Arme zu nehmen. Ihre Freude lässt mich aufleben. Sie ist nicht allein. Nathan hält die Hand von meiner Alicia. Und das ist nicht normal.
   Ich sehe, sie haben Spaß, weil sie Matzenklößchen durch das Apartment werfen. Ein wahres Kind. Er verdient sie nicht. Aber ich weiß. Ich weiß, dass sie gern über ihre Geige oder Bücher sprechen. Die Bücher und ihre Geige. Fünf Worte. Ihre ganzes Leben.
   Schließlich beenden sie ihr Spiel. Sie sehen sich in die Augen. Wenn er sie küsst, töte ich ihn. Aber nein, sie nimmt ihre Geige. Ich halte die Luft an.
   Sie schließt die Augen. Ihre Finger wirblen über den Griff der Geige. Man kann sie von der Straße aus hören. Die Menschen schauen hoch und fahren weiter. Warum sollten sie anhalten ? Sie kennen sie nicht wie ich.
   Nathan geht an sein Handy. Er spricht einen Moment und geht. Ich möchte gern wissen, um was es geht. Nein, lache ich. Ich muss hier bleiben, wo Alicia ist. Ah, sie nimmt ihre Schlüssel. Sie müsste sich mit Julie treffen. Ich runzele die Stirn. Sie ist zu spät. Meine Seeleverwandte ist gewöhnlich sehr pünktlich. Jedoch hatten sie es auf dem Post-it geschrieben.
   Sie geht die Straße hinunter in Richtung Café. Dieses Mal renne ich. Ich will vor ihnen ankommen.
Ich renne in das Café, völlig außer ohne Atem. Niemand bemerkt sie. Um so besser. Es gibt nur eine Person, auf die ich aufmerksam machen möchte. Ich setze mich an einen leeren Tisch hinten. Ich ziehe meine Kapuze aus. Ich trage das Sweatshirt, das sie mir geschenkt hat. Das, das ich in der Nacht unseres Streits hatte, habe ich seitdem nicht mehr getragen.

   Schließlich kommt sie. Sie ist ein bisschen vom Wind zerzaust. Meine Seelenverwandte. Alicia, sie mag keine Führungsqualitäten. Sie mag keine Angeber. Alicia, sie hat ein Lächeln, das das Einzige ist, was mein Herz weiter schlagen lässt. Die Traurigkeit Alicias versteckt sich hinter ihren fröhlichen Augen.
Und ich fühle mich schrecklich.
Ich bin sauer, dass ich derjenige bin, der sie wieder zum Vorschein bringt.
   Ich möchte zu ihr laufen, ich möchte auf die Knie fallen und ihr sagen, dass es mir leid tut, dass ich sie mehr liebe alles. Aber ich mache nichts.
   Ich lache nicht, weil Alicias Traurigkeit wieder aufgetaucht ist. Sie ist aus ihrem Versteck gekommen und ich will sie nie wieder in ihren Augen sehen. Sie sollte nicht mal dort sein. Außerdem ist ihr wunderbares Lächeln verschwunden.
Alicia, wo ist dein Lachen ? Das, das mich lebendig fühlen lässt, das mir mehr als einen Schatten macht ?
   Sie bewegt sich nicht mehr, die Hand am Türgriff. Seit zwei Monaten warte ich darauf, dass dieses Mäddchen mich ansieht. Zwei Monate. Jedoch jetzt, da sie es getan hat, möchte ich nur eins und zwar, dass sie aufhört.
   Ihre Freunde rufen sie an. Endlich befreit sie mich. Sie wendet langsam den Kopf ab und die Tränen beginnen, über ihre Wangen zu fließen. Julie nimmt sie in ihre Arme, beruhigt sie, flüstert ihr Worte ins Ohr. Als sie antwortet, ist der Kaffee kalt.
« Er folgt mir überall, Julie, ich kann nicht mehr. Es ist schrecklich. Ich dachte, ich könnte es schaffen, weißt du ? Ich dachte, ich könnte ihn vergessen, aber nein! Er ist immer da, auch wenn ich mit Nathan zusammen bin ! »
Sie will mich nicht mehr sehen ? Warum ?
« Ich brauche Platz ».
Dieses Mal weiß ich, dass sie mit mir spricht.
   Ohne ein Wort hinzuzufügen, nimmt Julie sie an der Hand, und sie gehen raus. Ich folge ihnen. Ich werde immer für Alicia da sein, wo auch immer sie hingeht.
Ich will wissen, warum sie vor diesem grauen Rechteck kniet. Vor allem, was sie hier macht, auf einem Platz voller grauer Rechtecken und Menschen, die weinen. Auf dem Rechteck steht eine Inschrift.
   Ich dachte, Alicia wäre das einzige Wort, das mir helfen könnte. Mein Name, geschrieben auf einem kleinen grauen Rechteck, auf einem Platz voller grauer Rechtecken, tut sehr weh. Aber das ist nicht schlimm, denn ich liebe sie, sogar mehr als das. Und ich will, dass ihre Traurigkeit sich wieder versteckt.
   Ich könnte ihr folgen, ihr jeden Tag zusehen, aber ich will, dass ihre Freude ihre Traurigkeit überdeckt. Für immer. Deshalb werde ich es nicht mehr tun.
Ich werde nie wieder zu den Post-its von Alicia gehören.


2 commentaires:

  1. Hallo Emma, hallo alle !
    Danke, danke, Emma für diese Teilung ! Deine Nachrichte ist einfach toll ! Das ist ein sehr bewegender Text, meine ich. Sehr gut geschrieben, und so sensibel. Und auf deutsch, ausserdem ! Klasse...
    Ich liebe es ! Glückwunsch !
    Ich hoffe, dass du Zeit hast, um mehr schreiben, wieder und wieder...
    Noch Danke, Emma !
    Bis bald
    Line Chauvin

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